Nicht jedes Unternehmen braucht eine Community
Bevor du mit dem Aufbau einer Community startest, solltest du dir drei zentrale Fragen ehrlich beantworten. Nicht jede Marke oder jedes Unternehmen braucht eine Community – und das ist völlig okay.
Ist meine Zielgruppe an Community interessiert?
Wollen die Menschen, die du ansprechen möchtest, sich wirklich austauschen und vernetzen? Gibt es ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Austausch oder Unterstützung?
Manche Zielgruppen sind eher auf anonyme Transaktionen ausgerichtet oder arbeiten bevorzugt isoliert. In solchen Fällen macht eine Audience (passive Zuhörer) mehr Sinn als eine Community (aktive Mitglieder).
Für viele B2B-Unternehmen oder verwaltungslastige Organisationen kann es sinnvoller sein, andere Kontaktformate zu stärken – etwa hochwertige Inhalte, persönliche Beratung oder punktuelle Beteiligung.
Habe ich die Ressourcen?
Community-Aufbau braucht Zeit, Geld und Durchhaltevermögen. Bist du bereit, langfristig zu investieren und aktiv zu moderieren? Eine Community braucht mindestens 5-10 Stunden pro Woche für Betreuung, plus Budget für Tools und Events, plus die emotionale Energie für Konfliktlösung und Motivation.
Auch innerhalb von Organisationen ist wichtig: Wer Community-Verantwortung ins Team holt, sollte dafür Kapazität schaffen – es ist keine Nebenaufgabe.
Falls nicht: Gibt es andere Formate wie Newsletter, Events oder Social Media, die besser passen und weniger Ressourcen benötigen?
Für Unternehmen kann auch eine temporäre Community, z. B. rund um ein spezifisches Projekt oder Produkt sinnvoller sein als eine dauerhafte Plattform.
Habe ich etwas zu teilen?
Was ist das verbindende Element oder der gemeinsame Zweck? Bietest du Wissen, Inspiration, Zugang zu Ressourcen oder ein Netzwerk? Wenn kein klarer Mehrwert erkennbar ist, wird es schwer, eine Community zu aktivieren.
Du brauchst bereits eine gewisse Expertise, Erfahrung oder Autorität in deinem Bereich. Eine Community funktioniert nur, wenn du anderen dabei helfen kannst, ihre Ziele zu erreichen.
Gerade für Non-Profits, öffentliche Akteure oder Bildungseinrichtungen kann das auch bedeuten: Welche Werte, Anliegen oder Ressourcen binden Menschen an eure Arbeit – über Inhalte hinaus?
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Du solltest eine Community starten, wenn du bereits eine kleine, aber engagierte Audience hast (100–500 aktive Follower), Menschen regelmäßig Fragen zu deinem Fachgebiet stellen, du mehrmals pro Woche wertvolle Inhalte erstellen kannst und mindestens 6 Monate Zeit für den Aufbau einplanen kannst.
Auch Unternehmen profitieren von einem Community-Start dann am meisten, wenn erste Signale von Engagement und Co-Kreation bereits sichtbar sind, zum Beispiel durch aktives Feedback, Kundeninitiativen oder Dialogbereitschaft.
Alternativen zur eigenen Community
Falls eine Community noch oder doch nicht passt, gibt es andere Optionen: Newsletter für regelmäßige Kommunikation ohne Interaktionsdruck, Social Media für Reichweitenaufbau und ersten Audience-Aufbau, periodische Events für Vernetzung ohne dauerhafte Betreuung, oder Gastbeiträge in bestehenden Communities für Expertise-Aufbau.
Für Organisationen kann es auch sinnvoll sein, Partnerschaften mit bestehenden Community-Strukturen einzugehen, um Zielgruppen zu erreichen oder Vertrauen aufzubauen.
Der sanfte Einstieg
Zum Anfang gilt, probiere erstmal kleinere Formate aus: Organisiere ein monatliches Online-Meetup, starte eine kleine WhatsApp-Gruppe mit den aktivsten Menschen aus deinem Umfeld, oder lade zu einem Workshop ein und schaue, ob danach der Wunsch nach weiterer Vernetzung entsteht und ob Formate funktionieren.
Auch für Unternehmen oder Stadtprojekte kann ein Pilotformat helfen, Community-Potenziale zu testen, bevor große Ressourcen gebunden werden.
Eine Community ist kein Muss – aber eine Möglichkeit. Ob dein Unternehmen sie braucht, hängt davon ab, ob deine Zielgruppe Verbindung sucht, du echten Mehrwert schaffen kannst und bereit bist, diesen Raum aktiv und verantwortungsvoll zu halten.
Ein Schraubenhersteller, dessen Kunden vor allem über Preise entscheiden, braucht keine Community – ein Hochzeitsfotograf, dessen Paare und Kollegen Empfehlungen, Inspiration und Austausch suchen, vielleicht dagegen schon.